Unser Verein

in der Tradition eines Jahrhunderts

Im April 1990 wurde in Cottbus die Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde (wieder) begründet. Sie sieht sich als Nachfolger der am 3. Juni 1884 gebildeten Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte. Deren erster Vorsitzende war der damalige Calauer Kreisarzt Dr. Siehe.

Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit lag zunächst auf Urgeschichte und Volkskunde. Sehr bald erfolgte jedoch eine Ausweitung, insbesondere auf Landesgeschichte, Dialektforschung und Namenkunde.

1884

Dr. med. Ewald Siehe

Sanitätsrat und Königlicher Kreisphysikus
Gründungsvorsitzender der Gesellschaft von 1884-1892. Als Kreisarzt von Calau (1884 -1907) kam der Gesellschaft seine anthropologische Vorbildung zu Gute. Er schrieb mehrere Artikel in den Niederlausitzer Mitteilungen zu verschiedenen Themen. Im Jahre 1886 veröffentlicht er „Vorgeschichtliches aus der Niederlausitz – ein anthropologischer Beitrag auf Grundlage eigener Untersuchungen“. Der von ihm 1886 an die Niederlausitzer Gesellschaft übergebene Hacksilberfund begründete deren Sammlung, die besonders sein Nachfolger Hugo Jentsch erweiterte und pflegte. Das Ehrenmitglied Prof. Dr. Rudolf Virchow drängte die lokalen Vereine stets zur Sammlung und der Allgemeinheit zugänglichen Ausstellung von historischen Artefakten.
1892

Dr. Hugo Jentsch

Gymnasialprofessor

Von 1892 bis zu seinem Tode 1916 wurde die Gesellschaft von dem Gubener Gymnasialprofessor Dr. Hugo Jentsch geleitet, der ein außerordentlich gewissenhafter und fleißiger Forscher auf den Gebieten Urgeschichte und ältere Geschichte war.

1916

Karl Gander

Gubener Schulleiter

Nach ihm übernahm den Vorsitz der Gubener Schulleiter Karl Gander, bekannt durch zahlreiche Arbeiten zur Heimat- und Landeskunde, u.a. eine umfangreiche Flurnamensammlung für den Kreis Guben, eine Sagensammlung für die Niederlausitz und eine umfangreiche »Geschichte der Stadt Guben«.

1930

Dr. Rudolf Lehmann

Senftenberger Studienrat

Ab 1930 wurde die Gesellschaft von dem Senftenberger Studienrat Dr. Rudolf Lehmann geleitet, einem anerkannten Forscher auf dem Gebiet der Niederlausitzer Geschichte, mit vielen Veröffentlichungen seiner Forschungsergebnisse.

Als Publikationsorgan erschienen seit 1885 die »Niederlausitzer Mitteilungen«, bis zur kriegsbedingten Einstellung 1941 in 29 Bänden. Auch die Niederlausitzer Gesellschaft konnte 1945 auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone ihre Arbeit nicht weiter fortsetzen.

1954

Dr. Rudolf Lehmann

Leiter Landesarchiv in Lübben

Im Jahre 1954 entstand jedoch am nunmehr von Dr. Rudolf Lehmann geleiteten Landesarchiv in Lübben eine Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde, in der sich die aktivsten Regionalforscher der Niederlausitz wieder zusammenfanden. Mit der Auflösung des Landesarchivs kam im Jahre 1958 auch das Ende dieser Arbeitsgemeinschaft.

1965

Prof. Dr. Friedrich Redlich

Erwin Seemel

Archivar

Zwei ihrer Mitglieder, Prof. Dr. Friedrich Redlich und Archivar Erwin Seemel, gelang aber 1965 in Zusammenarbeit mit dem Bezirksmuseum Cottbus die Gründung eines „Niederlausitzer Arbeitskreises für regionale Forschung beim Rat des Bezirkes Cottbus“. Er wurde zur Heimstatt in der Niederlausitz und außerhalb tätiger Forscher und Freunde der Niederlausitzer Landesgeschichte und historischer Landeskunde.

Alljährlich wurden zwei Tagungen durchgeführt, ab 1967 konnte auch wieder eine eigene Publikation herausgegeben werden.

Zunächst » Niederlausitzer Studien « betitelt, mußte sie 1971 auf Wunsch des Rates des Bezirkes in » Geschichte und Gegenwart des Bezirkes Cottbus « umbenannt werden, führte aber ihren primären Namen als Untertitel weiter.

In ihr erschienen weiterhin wichtige Aufsätze und Mitteilungen zur Geschichte und Landeskunde der Niederlausitz; allerdings auf Grund der »von oben« verordneten Zusammenarbeit mit der »Kommission der SED-Bezirksleitung zur Erforschung der örtlichen Arbeiterbewegung« auch mancher vorrangig ideologisch orientierter wissenschaftlich wenig ergiebiger oder wertloser Beitrag.

Bis Ende 1989 lagen insgesamt 23 Hefte und mehrere thematische Sonderhefte (z.B. » Steinkreuze-Kreuzsteine «, » Münz- und Schatzfunde im Bezirksmuseum Schloß Branitz «, » Braunkohle und Archäologie im Bezirk Cottbus « und » Bibliographie zur Geschichte der Stadt Cottbus «) dieser regionalen Reihe vor.

1977

Prof. Dr. Otto Rückert

Historiker

Er beschäftigte sich vor allem mit der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Ab 1977 leitete er den Niederlausitzer Arbeitskreis für regionale Forschung beim Rat des Bezirkes Cottbus, den er bis 1992 auch unter dem neuen Namen Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde leitete. 1978 wurde er zusätzlich Vorsitzender der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung bei der Bezirksleitung Cottbus der SED. 1985 zum Professor für Geschichte an die Cottbuser Ingenieurschule berufen.

1992

Prof. Dr. Heinz-Dieter Krausch

Geobotaniker

Auf seiner 50. Tagung am 21. April 1990 beschlossen die Mitglieder des Arbeitskreises sich zur Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde e.V. umzubilden und damit die alten Traditionen der Niederlausitzer historischen Landesforschung weiterzuführen.
Befreit von den ideologischen Zwängen, werden die Erforschungen von Urgeschichte und Geschichte, von Volks- und Namenkunde der Niederlausitz fortgesetzt.

Auch die Publikation des Vereins wird weiter fortgeführt unter ihrem alten Titel » Niederlausitzer Studien «. Die Numerierung ist fortlaufend beibehalten worden. Im Jahre 1992 erschien das Doppelheft 24/25 und bis 2001 folgten die Hefte bis Nummer 30.

Jährlich finden zwei Tagungen (Mitgliederversammlungen) statt, die auch allen interessierten Bürgern offen stehen. Die Mitglieder der Gesellschaft stellen auf den Tagungen ihre Arbeiten und Forschungsergebnisse vor.

Die Tagungen finden im Frühjahr meist in Cottbus, im Herbst meist in Orten der Niederlausitz statt, z.B. 1997 in Dahme/Mark, (1998 in Falkenberg/Elster), 1999 in Lugau bei Doberlug-Kirchhain, 2000 in Luckau und 2001 in Spremberg.

2006

Steffen Krestin

Vereinsvorsitzender

Steffen Krestin studiert an der Humboldt-Universität zu Berlin Geschichte und Museologie. Nach seinem Abschluss 1985 arbeitete er zunächst drei Jahre im Stadtmuseum Hallen und seit 1988 an den Cottbuser Museen. Zwischen 1988 und 1994 war er im Branitzer Museum tätig, von 1995 bis 2023 leitete er die Städtischen Sammlungen Cottbus, zu denen des Stadtarchiv, das Stadtmusseum und das Wendische Museum gehören. Seine Forschungen sind schwerpunktmäßig auf die Stadt- und Regionalgeschichte ausgerichtet. Er ist Autor zahlreicher Ausstellungen und gibt die Schriftenreihen „Cottbuser Blätter“ und „Das Fenster“ heraus. Weiterhin hat er in verschiedenen Publikationen Beiträge zur Geschichte der Stadt Cottbus und Umgebung veröffentlicht. Steffen Krestin ist Mitglied verschiedener Vereine, die sich der regionalen Geschichte widmen. Darüberhinaus ist er Mitglied berufsständischer Organisationen des Museumswesens.

2023

Jens Lipsdorf

Vereinsvorsitzender

Jens Lipsdorf studierte an der Martin Luther Universität in Halle an der Saale Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Ur- und Frühgeschichte Abschluss: Magister Artium. Die Abschlussarbeit wurde 1998 unter dem Titel: Hermann Frede – ein Architekt zwischen Tradition und Moderne veröffentlicht. Von 1998 – 2001 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim „Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Museum“, Referat Braunkohle. Seit 2002 Selbständigkeit mit dem „Büro für Archäologie und Baudenkmalpflege Lipsdorf“. Von 2009 – 2014 war er Abgeordneter im Landtag Brandenburg, dort Vorsitzender im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Im Jahre 2009 in den Landesdenkmalbeirat Brandenburg berufen, arbeitete er dort bis 2019 mit. Seit 2019 ist er auch wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator in der Slawenburg Raddusch. J. Lipsdorf hat zahlreiche Buchartikel zu verschiedenen Themen der Bau- und Bodendenkmalpflege in Halle/S. und vor allem in der Niederlausitz verfasst. Er ist Mitherausgeber der Jahrbücher NiederLausitz 20xx.

Ehrenmitglieder

1884 Rudolf Virchow (1821–1902)

1884 Ernst Friedel (1837–1918)

1884 Wilibald von Schulenburg (1847–1934)

1884 Albert Voß (1837–1906)

1890 Albert von Levetzow (1827–1903)

1890 Otto Tischler (1843–1891)

1891 Wilhelm Schwartz (1821–1899)

1891 Heinrich zu Schoenaich-Carolath (1852–1920)

1894 Wilhelm Grempler (1826–1907)

1894 Woldemar Lippert (1861–1937)

1894 Paul Telge (um 1850–1909)

1908 Rudolf von Valentini (1855–1925)

1909 Ludwig Feyerabend (1855–1927)

1909 Richard Jecht (1858–1945)

1909 Dietrich Graf von der Schulenburg (1849–1911)

1909 Franz Weineck (1839–1921)

1914 Joachim von Winterfeldt-Menkin (1865–1945)

1920 Graf von Pourtales

1920 Robert Behla (1850–1921)

1922 Hugo Ruff (1843–1924)

1925 Alfred Götze (1865–1948)

1925 Carl Schuchhardt (1859–1943)

1927 Paul Messow (1857–)

1928 Paul Fahlisch (1844–1930)

1929 Hermann Grosse (1854–1933)

1930 Karl Gander (1855–1945), gleichzeitig Ehrenvorsitzender

1930 Emil Engelmann (1861–1945)

1930 Karl Liersch (um 1855–1935)

1933 Otto Tschirch (1858–1941)

1940 Willy Hoppe (1884–1960)

1940 Johannes Schultze (1881–1976)

1940 Paul Richter (1860–1941)

1940 Georg Stephan